Zunächst einmal hätten Sie auch gleich zu uns kommen können, wir klagen auch Studienplätze an der LMU ein ;-)

Spaß beiseite: Sie müssen nicht verunsichert sein. Ihr Anwalt hat im Prinzip Recht, wenn ich das richtig verstanden habe. Er hat Ihnen scheinbar nur nicht die Systematik eingehend erläutert. Ich versuche mal, das ganze Zulassungsverfahren zu erklären:

Sie haben sich an der LMU um einen Studienplatz im Studiengang Sprachtherapie beworben. Die LMU hat ihre Kapazitäten berechnet (wozu sie verpflichtet ist) und hierbei 21 Studienplätze errechnet. Nun geht es an die Zulassungen: Da sich nie jeder zugelassene Studienbewerber immatrikuliert, muss die LMU das Annahmeverhalten prognostizieren. Wenn sich in der Vergangenheit in dem Studiengang z.B. (die Zahl kenne ich natürlich nicht) jeder 4. zugelassene Bewerber immatrikuliert hat, werden nun 4 x 21 = 84 Studienbewerber zugelassen. Ausgewählt werden diese Studienbewerber nach Ihrer Abiturnote bzw. Wartezeit. Der (in unserem Beispiel) 84.-beste Studienbewerber markiert mit seiner Qualifikation den NC für dieses Semester und diesen Studiengang.

Jeder nicht zugelassene Studienbewerber erhält einen Ablehnungsbescheid. Will man irgendwie gegen diesen Bescheid im Wege der Klage oder auch des vorläufigen Rechtsschutzverfahrens vorgehen, müsste man begründet vortragen, dass dieser falsch ist. Dies ist fast nie möglich. Man müsste entweder nachweisen, dass die LMU nicht auf alle Studienplätze einen Studienbewerber zugelassen hat oder dass die Auswahlentscheidung falsch war, also die eigene Abiturnote besser bzw. die Wartezeit höher ist als auf dem Ablehnungsbescheid angegeben.

Deshalb geht man einen anderen Weg: Man klagt Studienplätze außerhalb der festgesetzten Kapazität ein. Dies ist ein ganz anderes Verfahren: Man behauptet grundsätzlich, die LMU habe sich verrechnet (natürlich extrem vereinfacht ausgedrückt), bei korrekter Berechnung der Ausbildungskapazität stünden nicht 21 Studienplätze, sondern vielleicht 22 oder 23 Studienplätze zur Verfügung. Den/die zusätzlichen Studienplätze erhalten der/die Kläger (eigentlich Antragsteller im Antragsverfahren auf vorläufigen Rechtsschutz). Um einen solchen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung auf Zulassung außerhalb der festgesetzten Kapazität beim Verwaltungsgericht München stellen zu können, muss rein formaljuristisch im Vorfeld bei der Hochschule ein Zulassungsantrag auf Zulassung außerhalb der festgesetzten Kapazität gestellt werden. Diesen Zulassungsantrag haben Sie nach Ihren Angaben gestellt. Einigermaßen vorsichtig sollte man sein mit dem Begriff "formlos". Es kann einem Studienbewerber durchaus passieren, dass er in diesem Zulassungsantrag einen Fehler macht, der wiederum das gerichtliche Verfahren unmöglich macht.

Aufgrund des außerkapazitären Zulassungsantrages erhält man aber praktisch nie eine Zulassung, er ist in allererster Linie als formale Voraussetzung für ein gerichtliches Verfahren zu sehen. Daher ist ein frist- und formgerecht gestellter Zulassungsantrag sehr wichtig und wird von uns auch immer für unsere Mandanten gestellt.

Fazit: Es ist in jedem Fall nicht schlimm, die auf dem Ablehnungsbescheid angegebene Klagefrist verstreichen zu lassen.

Vorsicht mit der Überschätzung der Gerichte: Ein Klageverfahren (Hauptsacheverfahren) beim Verwaltungsgericht München dauert mindestens 2 Jahre. Im vorläufigen Rechtsschutzverfahren ist das VG München zwar schneller, mit einer Entscheidung vor dem neuen Jahr dürfte aber kaum zu rechnen sein. Die einzige Möglichkeit, früher einen Studienplatz erlangen zu können, sind Vergleichsverhandlungen mit der Hochschule.