Wir können auf jeden Fall dazu raten, so bald wie möglich zu klagen, und zwar aus verschiedenen Gründen:

Die Chancen, über die Kapazitätsklage einen Studienplatz zu erhalten, ist (zumindest in erster Instanz) im Wesentlichen davon abhängig, mit wie vielen Klägern Sie konkurrieren, da die von den Gerichten vergebenen Plätze (fast immer) verlost werden.

Die mit Abstand meisten Kläger beantragen die Zulassung zum 1. Fachsemester (mittlerweile über 1.000). Wenn einmal ein Verwaltungsgericht (in erster Instanz) 50 Plätze (was sehr viel wäre) vergibt, hat somit jeder Kläger eine Loschance von gerade mal etwa 5%. Das ist auch der Grund, warum man für eine vernünftige Chance viele Hochschulen verklagen muss.

Wesentlich weniger Studienbewerber klagen auf eine Zulassung zum höheren (vorklinischen) Fachsemester. Die Anzahl der ausgeurteilten Plätze ist zwar in aller Regel niedriger als im 1. Fachsemester, das Verhältnis zwischen Plätzen und Bewerbern aber deutlich besser.

Die Erfahrung zeigt, dass sehr wenige Studienbewerber, die ihr Studium im Ausland aufgenommen haben, vor dem Physikum an eine Klage denken. Erst mit bestandenem Physikum und den ersten erhaltenen Ablehnungsbescheiden kommen die meisten auf die Idee, zu klagen (was durchaus verständlich ist).

Im Ergebnis jedenfalls klagt die überwiegende Masse der Kläger auf Zulassung zum 1. Fachsemester, ein weiterer Großteil zum 1. klinischen Fachsemester.

Weiter zu bedenken ist, dass über die Studienplatzklage in den seltensten Fällen eine Zulassung so schnell erreicht wird, dass eine Zulassung zum Klagesemester möglich ist. Eine Pause von einem oder sogar zwei Semestern nach dem Physikum ist ärgerlich. In Ihrem Fall wäre das nicht weiter tragisch, da Sie nicht zu Hause untätig auf glühenden Kohlen sitzen müssen, sondern in aller Ruhe Ihrem Studium in Ungarn weiter nachgehen können, bis der "erlösende Anruf" kommt. Ein durchaus wahrscheinlich Szenario wäre in Ihrem Fall, eine Klage auf Zulassung zum 2. Fachsemester zum SS 2012 zu führen. Den im Klageweg erhaltenen Platz könnten Sie dann nach in Ungarn bestandenem Physikum antreten und direkt in die Klinik wechseln.

Gegen eine Studienplatzklage spricht die Möglichkeit, dass Sie vor dem Physikum oder direkt danach einen Platz zum höheren Fachsemester aufgrund Ihrer Direktbewerbungen erhalten. Dadurch würden Sie sich natürlich die hohen Kosten der Studienplatzklage sparen.

Falls Sie sich gegen die Studienplatzklage entscheiden, ein ganz allgemeiner Tip: Bewerben Sie sich an allen Hochschulen allsemesterlich um eine Zulassung zum höheren Fachsemester.

Wenn Sie sich für eine Studienplatzklage (zum SS 2012) entscheiden, sollten Sie uns idealerweise vor dem 15.01.2012 beauftragen, da dann in einigen Bundesländern die ersten Fristen ablaufen.

Zitat von loorenz

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ich zitiere:"Den im Klageweg erhaltenen Platz könnten Sie dann nach in Ungarn bestandenem Physikum antreten und direkt in die Klinik wechseln. " Ist dies denn ohne Weiteres möglich? Macht jede Universität ohne Probleme da mit?

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Das war nur ein mögliches Szenario. De facto hängt es in erster Linie davon ab, wann Sie durch die Studienplatzklage den Studienplatz erhalten. Mitunter kann es eben so sein, wie oben geschrieben, dass ein Einstieg erst wieder zum (dann) nächsten Wintersemester möglich ist und der Mandant genau dann sein Physikum bestanden hat. In dem Fall haben Sie einen Vollstudienplatz und den ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung bestanden, was das Studium im klinischen Ausbildungsabschnitt ermöglicht.

Wenn Sie einen Platz so zeitig erhalten, dass ein Einstieg an der Hochschule, an der Sie sich eingeklagt haben, ein oder zwei Semester vor Beendigung der Vorklinik im Ausland möglich ist, dann kommt es tatsächlich immer auf die einzelne Hochschule an, ob Ihnen Urlaubssemester gewährt werden. Im "schlimmsten" Fall müssen Sie eben sofort an diese deutsche Hochschule wechseln und dort das Studium fortsetzen.

Zitat von loorenz

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wie stehen die Chancen (in Zahlen) zum 2., 3. oder 4. ?
Lorenz

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Wir wissen, dass die (potentiellen) Mandanten gerne die Erfolgschance in % haben möchten. Damit tun wir uns allerdings sehr schwer. Was wir sagen können, ist, dass wir bislang jeden Studienplatzkläger, der einen Anrechnungsbescheid über mindestens 1 Semester hatte und nicht nur ganz wenige Hochschulen verklagt hat, erfolgreich untergebracht haben. Ein paar Zahlen des vergangenen Sommersemesters können wir allerdings nennen: SS 2011 - Uni Marburg, 2. FS: 20 Plätze, 30 Kläger; SS 2011 - Uni Leipzig, 2. FS: 9 Plätze, 44 Kläger

Zitat von loorenz

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Wie viele Universitäten müssen verklagt werden, um nahezu 100% Erfolgsaussichten zu haben?
Lorenz

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Wir empfehlen in aller Regel das Verklagen von 10-12 Hochschulen.

Die Mehrzahl der Verwaltungsgerichte sieht keine Notwendigkeit einer innerkapazitären Bewerbung.

Nach der Rechtsprechung des VG München können Anträge auf außerkapazitäre Zulassung sowie Anträge auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gestellt werden bis Vorlesungsende.

Wenn man - wie Sie - Kapazitätsverfahren auf eigene Faust führt, könnte sich die Anschaffung entsrpechender Fachliteratur lohnen. Alle prozessualen Fragen der Studienplatzklage finden Sie beantwortet in Zimmerling/Brehm, Hochschulkapazitätsrecht, Band 1: Der Kapazitätsprozess - um an dieser Stelle dafür einmal Werbung zu machen.

Göttingen: Rechtsanwälte Rüping pp., Streitwert je nach Antragstellung 2.500 oder 5.000 €
Erlangen, München, Regensburg: kein Anwalt, Streitwert 2.500 €
Leipzig: Rechtsanwälte Fettweis & Sozien, Streitwert 2.500 €
Dresden: Rechtsanwälte Rüping pp., Streitwert 2.500 €

Steht auch alles in dem Buch

Bei einer Studienplatzklage streitet man um einen Studienplatz außerhalb der festgesetzten Kapazität. Damit irgendwelche rechtlichen Schritte möglich sind, muss zunächst bei der betreffenden Hochschule ein Zulassungsantrag (auf Zulassung außerhalb der festgesetzten Kapazität) gestellt werden. Erst dann kann beim zuständigen Verwaltungsgericht der Erlass einer einstweiligen Anordnung beantragt werden.

Wenn die Hochschule irgendwann einmal den (an sich nur aus formellen Gründen gestellten) Zulassungsantrag negativ bescheidet, muss verhindert werden, dass dieser Ablehnungsbescheid Rechtskraft erlangt. Sie müssen also ein Rechtsmittel gegen diesen Ablehnungsbescheid einlegen. Dieses Rechtsmittel ist in manchen Bundesländern zunächst der Widerspruch an die Hochschule, in manchen Bundesländern muss direkt Klage erhoben werden. Welches Rechtsmittel zulässig ist, ergibt sich aus der Rechtsmittelbelehrung. In Baden-Württemberg ist dies immer die Klage.

Nachdem Klage erhoben wurde, kann das vorläufige Rechtsschutzverfahren (Eilantrag) weitergeführt werden. Im Klageverfahren wird zunächst überhaupt nichts geschehen, es werden lediglich Kosten entstehen. Erst nachdem über den Eilantrag entschieden worden ist, kann das Klageverfahren weitergeführt oder durch Klagerücknahme beendet werden.